Biomasse – „Jekyll & Hyde“ der Heiztechnik

Biomasse – Vom CO2-Hero zum unerwünschten Brennstoff. Die veränderte Position der Biomasse in der umweltpolitischen Strategie der Regierung ist irritierend. Einst als CO2-freundlicher Retter der Heiztechnik gefeiert, wird sie nun verteufelt. Dabei spielt nachhaltige Forstwirtschaft mit gezielter thermischer Nutzung eine wichtige Rolle im kurzzyklischen CO2-Kreislauf und ist ein kulturelles Grundbedürfnis in ländlichen Regionen. Auch der psychologisch beruhigende Faktor für die Nutzer von Biomasse darf nicht unterschätzt werden. Die Anforderung frisches Brennholz zu lagern, bietet in Krisenzeiten Sicherheit sein Grundbedürfnis nach Wärme decken zu können.

Natürlich muss bei der Verbrennung von Biomasse darauf geachtet werden, dass dies mit moderner Technik geschieht und die Nutzer wissen, wie sie diese Technik richtig anwenden. Holz kann nie die alleinige Energiequelle für Deutschland sein, aber eine vielfältige Energiewirtschaft kann sicher einen entsprechenden Anteil an Biomasse nutzen. Die kritischen Stimmen zur thermischen Holznutzung scheinen von einer übermäßigen Holznutzung auszugehen. Aktuell wird jedoch eher eine nachhaltige Waldbewirtschaftung praktiziert. Wälder müssen angesichts steigender Umweltbelastungen anders geplant und bewirtschaftet werden, was die Menge des thermisch nutzbaren Holzes einschränkt. Die Biomassenutzung wird stark von Nachfrage und Preis reguliert. Dieses Regulativ sollte ausreichen und nicht noch politisch verschärft werden.

Stimmen zum Thema Holz

Die KfW-Kreditprogramme 297 und 298 "Klimafreundlicher Neubau – Wohngebäude" erlauben neuerdings den Einbau von Einzelraumfeuerstätten. Auf der KfW-Homepage ist in den aktualisierten FAQs nachzulesen, dass mit Biomasse betriebene Einzelraumfeuerstätten in geförderten Neubauten zulässig sind, wenn sie nicht in die Berechnung des Effizienzhauses einbezogen werden. Diese Kaminöfen, die handbeschickt werden und nicht in den Heizkreislauf des Gebäudes eingebunden sind, sind jedoch nicht förderfähig. Der Einbau ist bei allen laufenden Projekten möglich, für die bereits ein Antrag gestellt wurde, jedoch noch keine Bestätigung nach Durchführung (BnD) ausgestellt wurde. Im Programm 300 „Wohneigentumsförderung für Familien (WEF)“ bleibt es beim generellen Verbot, mit Biomasse zu heizen.

Die Initiative Moderne Holzwärmetechnik hat eine neue Broschüre herausgegeben. Die Mehrheit der Bauherren wünscht sich zusätzlich zur Heizungsanlage eine Einzelfeuerstätte, betrieben mit Pellets oder Scheitholz, als Ergänzung und als Bestandteil einer gepflegten Wohnkultur im Eigenheim. Der Gedanke der Versorgungssicherheit hat seit dem Stopp der Gaslieferungen aus Russland an Bedeutung gewonnen. Viele Bauherren schätzen Holz aus heimischen Wäldern – CO2-neutral und erneuerbar – als wirtschaftliche Ergänzung zur Wärmepumpe.

In der neuen Publikation leisten die Partner und Mitglieder der Initiative Holzwärme, BDH, HKI, ZIV und ZVSHK, einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über Holzwärme im Neubau. Neben der Beschreibung der Vorteile einer ergänzenden Holzheizung werden die Technologien von Einzelraumfeuerstätten im Neubau sowie Keramikschornsteinen und Edelstahl-Abgassystemen erläutert. Zudem werden Investitions- und Betriebskosten sowie nützliche Tipps und Ansprechpartner für die Umsetzung thematisiert.

Für detaillierte Informationen verweisen wir auf die Website www.holzwaerme-technik.de und die Broschüre „Moderne Holzwärmetechnik“.

CO2-Rechner des Umweltbundesamtes (UBA)

Seit März 2024 ordnet der UBA-CO2-Rechner einer Tonne Pellets 1,77 t CO2 und einer Tonne Buche 1,72 t CO2 zu. Damit entfällt aus Sicht des UBA die CO2-Neutralität der Energieressource Holz. Dies widerspricht der geltenden Gesetzeslage, verunsichert Investoren und verzögert die Wärmewende. Die Einstufung könnte erheblichen Schaden für Forstwirtschaft, Holzindustrie und die gesamte Wertschöpfungskette von der Verbrennungstechnik bis zum Ofen- und Heizungsbauhandwerk verursachen. Rechtliche Schritte gegen die Aufnahme der CO2-Faktoren für die Holzenergie sind zu erwarten, da diese Diskreditierung die Klimaschutzziele in weite Ferne rücken lässt. Das 2023 verabschiedete Gebäudeenergiegesetz (GEG) bewertet die energetische Nutzung von Holz als vollwertige Option zur Erfüllung der Quote von 65 % erneuerbarer Energien beim Heizungstausch im Haus. Auch die KfW-Förderung sieht die Wärmeerzeugung mit Holz als gleichberechtigt mit anderen erneuerbaren Energien an. Das UBA steht mit seiner CO2-Berechnung im Widerspruch zur internationalen Wissenschaft, die die CO2-Neutralität nachhaltiger Holzenergie bestätigt.

Bundesländer fordern energetische Holznutzung

Der Bundesrat hat im April 2024 eine Entschließung zur Rolle von Biogas und Biomethan sowie zur energetischen Nutzung von Holz beschlossen. Die Bundesregierung wird aufgefordert, die Rahmenbedingungen für Biogas und Biomethan zu verbessern und die energetische Nutzung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft stärker zu berücksichtigen. Holz spielt eine wichtige Rolle bei der dezentralen Erzeugung von Bioenergie, deren Potenzial für die Transformation der Wärmeerzeugung hin zur Klimaneutralität im Jahr 2045 umfassend genutzt werden sollte.

Staubabscheider reduzieren ultrafeine Partikel

Das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) hat die Wirksamkeit elektrostatischer Staubabscheider untersucht. Die Studie zeigt, dass Emissionen von Staub und ultrafeinen Partikeln (UFP) durch den Einsatz integrierter Staubabscheider erheblich reduziert werden können. Eine Emissionsminderung von durchschnittlich 97 Prozent für UFP und 84 Prozent für die Partikelmassenkonzentration wurde erreicht. Der Austausch alter Holzöfen durch mit dem Umweltzeichen Blauer Engel zertifizierte neue sowie der Einbau elektrostatischer Staubabscheider führen zu einer deutlichen Verringerung der Emissionen.

Weitere Informationen finden Sie auf den Webseiten des HLNUG und des Umweltbundesamtes (UBA).